Das Katrinchen
Es war einmal ein junges Mädchen, das von ihren Eltern
Katrinchen genannt wurde.
Sie lebte allein mit ihren Eltern an einem
namenslosen Dorf, mitten in einem tiefen, von tausend Blüten duftendem Wald.
Riesige, mit dicker Rinde umhüllten Bäume von mindestens hunderttausend Jahren
umrandeten die helle Lichtung, auf der sie lebten. In mitten dieses Dorfes floß
auch ein kleiner Fluß, mit frischem klaren fröhlich klingendem Wasser. Katrina
wusch sich jeden Morgen singend an ihren Ufer und sang: « Oh du dibel-dabel du,
wie schön die Welt, wie glücklich ich tu’…»
In diesem idyllischen Dorf besaßen die Einwohner eine
außergewöhnliche Kraft und Lebensfreude.
Sie hatten außerdem noch ganz
besondere Fähigkeiten,
denn alles was sie taten wandelte sich in Erfolg und Glück
in ihrem Leben. Sie bauten ihr Getreide, Obst und Gemüse an, produzierten alle
Ustensilen die sie im Leben brauchten für sich aber auch für Nachbardörfer und
lebten glücklich mit ihren Nachbarn, als auch untereinander.
Als aber Katrinchen ihr viertes Lebensjahr vollbrachte, entschwand
ihre ungewöhnliche Kraft, wie auf einen Schlag. Sie war aber nicht die Einzige,
auch den anderen Kindern entwich die wunderbare Kraft am selben Tag.
Die Dorfbewohner befürchteten, sie seien verflucht. Sie hatten
große Angst und bangten um ihre Zukunft ohne ihre heilsame, erholende Kraft.
Und so geschah dann auch, dass mit den Jahren auch die Kraft der
Älteren verblaßte, bis nur noch als eine ferne Erinnerung verblieb.
So lebten nun die Einwohner mit ihrem schwerem Altag weiter, sie
versuchten sich an ihr hartes Leben zu gewöhnen und entschloßen sich, auch
nicht mehr über ihr Unglück miteinander zu sprechen.
So kam es dann, dass eines Tages der kleine Bruder Karinchens,
schwer erkrankte. Der Dorfmedikus war schon vor einigen Jahren verstorben, so
riefen die Eltern den Arzt aus der Nachbarstadt. Die Diagnose des Arztes war
unwiederruflich; Tobias hätte nur noch einige Wochen zu leben und nur ein
Wunder könnte ihn vor dem sicheren Tod heilen.
Katarina, die inzwischen herangewachsen war und schon in ihr
fünfzehntes Lebensjahr kam, entschloß sich, ihrem geliebten Bruder zu helfen und
ihn vor dem Tod zu retten.
Sie machte sich auf den Weg und suchte den Medikus aus einem
entfernten Dorf auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Weg war lang und schwer,
sie musste sieben Berge und sieben Flüße überqueren. Aber wie sie sich dem Dorf
entferte, bemerkte sie mit jedem Schritt etwas deutlicher, wie sie die wunderbaren
Kräfte ihrer Kindheit zurückgewann. Somit kam sie sehr bald und heil bis zur
Hütte des Medikus.
Nachdem der Medikus sie geduldig anhörte, sagte er zu ihr : “
Hör gut zu mein Kind, dein Leid ist geborgen in den Wellen und Wogen nicht
unweit deines Vaters Haus.”.
Katarina bedankte sich sehr beim Medikus und kehrte schnellen
Schrittes in ihr Dorf zurück. Jedoch bemerkte sie, dass je mehr sie sich dem
Dorf näherte, desto mehr wichen auch ihre Kräfte wieder und als sie an ihrem
Fluß vorbeikam, schien es ihr sie könnte keinen Schritt mehr weiter gehen, so
krank fühlte sie sich. Da verstand sie auch die Worte des Medikus. Der Fluß war
die Ursache ihres gemeinsamen Leides.
Sie erzählte den Dorfbewohnern, was ihr wiederfahren war. Die
Dorfbewohner nahmen sich vor, herauszufinden, wer ihren Fluß verflucht hatte.
Sie folgten dem Fluß und fanden bald heraus, dass die nächste Stadt einen guten
Tagesmarsch von ihnen entfernt, der Grund ihres Unglückes sei. Die Stadt ließ
ihren Einwohnern und ihrer Industrie zu, all ihren verseuchten und radioaktiven
Müll in den Fluß zu schütten. Sie dachten keineswegs darüber nach was dannach
passieren würde und waren besten Falls der Annahme, das dreckige Wasser würde
sich in der Natur verteilen und auflösen.
Die Bewohner des Dorfes beschlossen somit, sich an den
Bürgermeister der Stadt zu wenden. Dieser aber lehnte ihre Bitte der Änderung ab
und antwortete, dass alle Gewässer sauber und ohne Schadstoffe wären. Er drohte
ihnen sogar sie einkerkern zu lassen, wenn sie ihn und seine Stadtbewohner noch
weiterhin belästigen würden.
Während dieser Zeit aber verschlechterte sich die Lage des
kleinen Bruders und es blieben ihm nur noch wenige Stunden.
Katarina versammelte in ihrer letzten Verzweiflung alle ihre
Freunde und Familie und ermutigt sie mit den Bewohnern der verseuchenden Stadt
zu reden und sie davon zu überzeugen ihre Gewohnheiten zu ändern.
Ein junger Mann aus dem Nachbardorf, sehr angetan von Katarina
und ihrem Mut, kam zu ihr und sagte er wäre bereit ihr zu helfen. Voller
Tatkraft und Wohlwollen gegenüber dem Mädchen, ließ er die Bewohner der Stadt
auf dem Marktplatz versammeln und brachte sie, durch eine verblüffende, überzeugende
Rede, zur radikalen Änderung ihrer schlechten Gewohnheiten.
Katarina war überglücklich vor Freude und rannte sofort nach
Hause um die gute Nachricht mit ihrem geliebten Bruder zu teilen. Doch als sie
die Schwele des Hauses überschritt sah sie wie ihre Eltern tränenüberströmt um
ihren toten Bruder trauerten.
Katarina war tief ertsetzt und unglücklich über den Tod ihres
Brüderchens und vergoß ihre heißen Tränen über den reglosen Körper ihres Brüderchens.
Da sahen sie wie der junge Mann des Nachbardorfes mit einem
Eimer voll von frichem und purem Wasser für ihren Bruder in der Tür erschien.
Doch Katarina stieß den Eimer voller Kummer und Zorn beiseite,
sodass dieser samt Inhalt auf ihrem toten Bruder landete.
Erschrocken über ihre Tat blickte sie erst auf den jungen Mann
und dannach auf ihren Bruder und alle sahen ganz verstutzt, wie der Bruder
langsam die Augen öffnete und die Anwesenden benommen anlächelte.
Die Freude war übergroß in dem Häuschen. Katarina umarmte zuerst
ihren geliebten Bruder und überschüttette ihn dieses Mal mit ihren
Glückstränen. Anschließend sah sie den jungen Mann an und fiel ihm vor Glück
und Dankbarkeit in die Arme.
Natürlich kam sehr bald das Glück und die wunderbare Kraft in
das Dorf zurück.
Sehr bald darauf heiratete Katarina den jungen Mann und sie
bekamen viele viele
Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch
heute.
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